Qualitätsstandards und Orientierungen
„Lernen und Lehren im digitalen Wandel“ als Qualitätserfordernis
Auch wenn die gegenwärtige Digitalisierungsstrategie des Landes NRW als Folge der Corona-Pandemie insbesondere deshalb einen Schub erhalten hat, weil der Distanzunterricht abgesichert werden soll, bezieht sie sich nicht nur auf diese Unterrichtsform. „Lernen und Lehren im digitalen Wandel“ ist gleichsam eine zentrale Herausforderung für die Gestaltung des Präsenzunterrichts (sowie für die hybride Unterrichtspraxis, also die aufeinander abgestimmte Gleichzeitigkeit von Präsenz- und Distanzunterricht).
Dass die digitalen Veränderungen eine Herausforderung für die Unterrichtsentwicklung darstellen, zeigt sich an vier Instrumenten, die das Qualitätsverständnis für Schulen in NRW zum Ausdruck bringen:
- an dem im Jahr 2020 aktualisierten Referenzrahmen Schulqualität NRW,
- an dem Medienkompetenzrahmen NRW,
- an der Synopse zur Berücksichtigung des Medienkompetenzrahmens NRW in den Kernlehrplänen Gy SI sowie
- dem Kerncurriculum für die Ausbildung im Vorbereitungsdienst für Lehrämter in den Zentren für schulpraktische Lehrerausbildung und in den Ausbildungsschulen in NRW.
Referenzrahmen Schulqualität
Der Referenzrahmen Schulqualität NRW weist seit Neuem explizit das „Lernen und Lehren im digitalen Wandel“ als Qualitätsdimension (2.10) aus:

Diese Dimension wird in diesem Zusammenhang anhand von drei Kriterien erfasst:
- Die Schule hat ein schulisches Medienkonzept auf der Grundlage des Medienkompetenzrahmens NRW (…) sowie weiterer darauf aufbauender Konzepte.
- Die Potenziale digitaler Medien zur Unterstützung von Lehr- und Lernprozessen werden reflektiert eingesetzt und lernförderlich genutzt.
- Die Schule unterstützt die Auseinandersetzung mit Chancen und Risiken des digitalen Wandels.
Für das FEG bietet sich mit der Festlegung dieser Kriterien die Chance, den schulinternen Medienentwicklungsprozess an den Qualitätsstandards des Landes NRW auszurichten.
Medienkompetenzrahmen
Inhaltlich gefüllt wird der Referenzrahmen Schulqualität hinsichtlich der Medienbildung durch den Medienkompetenzrahmen:
Das Kompetenzmodell umfasst insgesamt 24 Teilkompetenzen, die auf eine aufbauende Medienkompetenz entlang der Bildungskette ausgerichtet sind. Die einzelnen Teilkompetenzen lassen sich in sechs übergeordnete Kompetenzbereiche gliedern1:
Bedienen und Anwenden beschreibt die technische Fähigkeit, Medien sinnvoll einzusetzen und ist die Voraussetzung jeder aktiven und passiven Mediennutzung.
- Informieren und Recherchieren umfasst die sinnvolle und zielgerichtete Auswahl von Quellen sowie die kritische Bewertung und Nutzung von Informationen.
- Kommunizieren und Kooperieren heißt, Regeln für eine sichere und zielgerichtete Kommunikation zu beherrschen und Medien verantwortlich zur Zusammenarbeit zu nutzen.
- Produzieren und Präsentieren bedeutet, mediale Gestaltungsmöglichkeiten zu kennen und diese kreativ bei der Planung und Realisierung eines Medienproduktes einzusetzen.
- Analysieren und Reflektieren ist doppelt zu verstehen: Einerseits umfasst diese Kompetenz das Wissen um die Vielfalt der Medien, andererseits die kritische Auseinandersetzung mit Medienangeboten und dem eigenen Medienverhalten. Ziel der Reflexion ist es, zu einer selbstbestimmten und selbstregulierten Mediennutzung zu gelangen.
- Problemlösen und Modellieren verankert eine informatische Grundbildung als elementaren Bestandteil im Bildungssystem. Neben Strategien zur Problemlösung werden Grundfertigkeiten im Programmieren vermittelt sowie die Einflüsse von Algorithmen und die Auswirkung der Automatisierung von Prozessen in der digitalen Welt reflektiert.
Im Rahmen der aktuellen Überarbeitung der schulinternen Curricula mit Blick auf den G9-Bildungsgang werden diese Kompetenzbereiche systematisch in den Lehrplänen der Sekundarstufe I verankert.
Synopse zur Medienkompetenz
Eine Orientierung bei der Berücksichtigung des Medienkompetenzrahmens bei der Lehrplanarbeit bietet eine vom Land bereitgestellte Synopse, die nachstehend eingesehen werden kann:
Die Umsetzung dieser Orientierung in den schulinternen Lehrplänen des FEG findet sich unter dem folgenden Link:
Kerncurriculum für die Ausbildung im Vorbereitungsdienst
Das Kerncurriclum für die Ausbildung im Vorbereitungsdienst dient als Anlage 1 der Ordnung für den Vorbereitungsdienst und die Staatsprüfung (OVP) als inhaltliche Grundlage für die zweite Phase der Lehrerausbildung in NRW. Zugleich bietet es damit für die Schulen eine gute Orientierung hinsichtlich der Anforderungen, denen Lehrkräfte in den den berufsspezifischen Situation gerecht werden müssen. Das Kerncurriculum konturiert und strukturiert sechs Handlungsfelder, wobei das Handlungsfeld „Vielfalt als Herausforderung annehmen und als Chance nutzen“ als Leitlinie fungiert, welche die anderen Handlungsfelder durchzieht:

Bezogen auf Bildung und Erziehung in der digitalen Welt weist das Kerncurriculum folgende Aussagen auf, in denen Medien und Kommunikationstechnologien explizit genannt werden:
Leitlinie
- Lehrerinnen und Lehrer … setzen Medien und Kommunikationstechnologien lernförderlich und zur Sicherung von Teilhabe ein.
Handlungsfeld U
- Handlungssituation: Medien und Kommunikationstechnologien funktional und zielführend einsetzen
- Erschließungsfrage: Wie setze ich (digitale) Medien lernförderlich in meinem Unterricht ein?
- Standard: Die Absolventinnen und Absolventen integrieren moderne Informations- und Kommunikationstechnologien didaktisch sinnvoll und reflektieren den eigenen Medieneinsatz.
Handlungsfeld E
- Erschließungsfrage: Was muss ich über die Mediengewohnheiten meiner Schülerinnen und Schüler wissen?
Handlungsfeld L
- Erschließungsfrage: Wie erfülle ich meine Dokumentationsaufgaben unter Beachtung des Datenschutzes und der Informationssicherheit?
Handlungsfeld S
- Erschließungsfrage: Wie kann ich mit Kolleginnen und Kollegen unter Nutzung von digitalen Medien kooperieren, sowie Unterricht und Beratung kontinuierlich und systematisch weiterentwickeln?
Eine ergänzende Orientierung für die Lehrerausbildung bietet der Orientierungsrahmen für die Lehreraus- und Fortbildung in NRW.
Digitale Dividende
Die vorab umrissenen Orientierungen und Qualitätsstandards verdeutlichen, dass die sinnvolle Nutzung digitaler Medien in der Schule geeignet ist, diese zu bereichern. Worin genau die digitale Dividende2 des Einsatzes digitaler Medien im Lehr-Lerngeschehen liegt, wird unter diesem Link skizziert.
Anmerkung
- Medienberatung NRW (Hrsg.): Medienkompetenzrahmen NRW, 3. Aufl., Münster/Düsseldorf 2020, S. 7. ↩
- Vgl. Burow, Olaf-Axel: Wie die digitale Revolution und die Schule verändert, in: Schule digital – wie geht das? Weinheim/Basel 2019, S. 12 – 60 (14). ↩