Implementation

Perspektiven und Strategien

Primat der Pädagogik

Digitalisierung1 ist als Chiffre für den Transformationsprozess, den die Bildung in der digitalen Welt durchläuft, in aller Munde. Die Kultusministerkonferenz (KMK) definiert diesen Schlüsselbegriff wie folgt:

„Die Digitalisierung unserer Welt wird hier im weiteren Sinne verstanden als Prozess, in dem digitale Medien und digitale Werkzeuge zunehmend an die Stelle analoger Verfahren treten und diese nicht nur ablösen, sondern neue Perspektiven in allen gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und wissenschaftlichen Bereichen erschließen, aber auch neue Fragestellungen z. B. zum Schutz der Privatsphäre mit sich bringen. Sie ist für den gesamten Bildungsbereich Chance und Herausforderung zugleich. Chance, weil sie dazu beitragen kann, formale Bildungsprozesse – das Lehren und Lernen – so zu verändern, dass Talente und Potentiale individuell gefördert werden; Herausforderung, weil sowohl die bisher praktizierten Lehr- und Lernformen sowie die Struktur von Lernumgebungen überdacht und neu gestaltet als auch die Bildungsziele kritisch überprüft und erweitert werden müssen.“2

Die von der KMK benannte Herausforderung ist nicht zu unterschätzen – zugleich stellt sie die Schulen nicht grundsätzlich vor neuen Aufgaben. Vielmehr ist es schon immer das Ziel von Schule, Talente und Potenziale individuell zu fördern (vgl. § 1 Abs. 1 Satz 1 SchulG). Diese Aufgabe stellt sich nur mittlerweile vor dem Hintergrund neuer digitaler Gestaltungsmöglichkeiten, die zusätzliche Wege eröffnen, um dem Anspruch der individuellen Förderung zu genügen. Pädagogischen Ansätze, die dieser Auffassung genügen, lassen sich als „postdigital“ charakterisieren. Macgilchrist definiert diese Ansätze wie folgt:

„Mit ‚postdigital‘ bezeichne ich solche pädagogischen Ansätze, in denen es primär um neue Lehr- und Lernpraktiken, Bildungsziele und Vorstellungen von ‚guter Schule‘ in einer digital vernetzten Welt geht. Digitale Technologien sind für diese Praktiken und Ziele notwendig, aber sie sind den pädagogischen Überlegungen untergeordnet. Digitalität wird zum Hintergrund des Alltags. Sie muss nicht mehr explizit als „Digitalisierung“ thematisiert werden, sondern ist lediglich ein Aspekt eines umfassenden Transformations- oder Schulentwicklungsprozesses.“3

Der anstehende Transformationsprozess wird damit als primär pädagogischer Prozess verstanden, der zwar durch die technologischen Veränderungen geprägt, aber nicht durch sie determiniert ist.

 

 

Redefinition statt Substitution

Nimmt man Digitalität als digital geprägte Lernkultur als Zielperspektive für die digitalen Transformationsprozesse, so rücken die didaktischen und methodischen Funktionen der digitalen Medien und Werkzeuge in den Fokus. Sie fruchtbar für Lehr-Lernprozesse zu nutzen, bildet den Kern der oben skizzierten Herausforderung. Dass dies in unterschiedlichen Graden geschehen kann, verdeutlicht das nachstehend im Überblick dargestellte SAMR-Modell von Puentedura4.


Wichtig ist es, digitale Lernszenarien zu entwickeln und zu erproben, die nicht nur kleinere Verbesserungen des Lehr-Lernarrangements zu Folge haben, sondern eine echte Transformation in dem Sinne, dass gewinnbringende neuartige Bildungssettings realisiert werden, die ohne die spezifischen Eigenschaften der digitalen Medien und Werkzeuge nicht denkbar wäre. Dies verdeutlicht auch: Keinesfalls geht es darum, „Präsenzunterricht“ in eine wie auch immer geartete digitale Sphäre hinein zu verlängern (etwa in Form einer frontal gestalteten Videokonferenz“); es geht darum, die bestehenden und verfügbaren Lehr-Lernsettings zu rekonstruieren, zu dekonstruieren und neue zu konstruieren. Dies setzt voraus, dass an den didaktischen und methodischen Strukturen der digital gestützten oder angereicherten Lernumgebungen gearbeitet wird, was erneut unterstreicht, dass die technischen Fragen nicht im Vordergrund stehen, sondern bildungstheoretisch eingebettet betrachtet werden müssen.

 

Kontinuität statt disruptiver Wandel

Am Friedrich-Ebert-Gymnasium wurden bereits große Schritte unternommen, um dem Ziel einer echten Transformation im Sinne der oben skizzierten Digitalität näherzukommen. Diese Webpräsenz dokumentiert diese Schritte nachvollziehbar. Wenngleich das plötzliche Erfordernis von Distanzunterricht diesen Prozess beschleunigt hat, ist er nicht als disruptive5 oder punktuelle Veränderung im schulischen Alltag gedacht, sondern als kontinuierlicher, zyklisch verlaufender und auf Nachhaltigkeit angelegter Entwicklungsprozess angelegt:


Projektmanagement

Die vorab umrissenen Entwicklungsmaßnahmen werden nach den Verfahrensweisen des Projektmanagements entwickelt, die in der folgenden Übersicht zum Ausdruck kommen:


Koordination

Koordiniert werden die schulischen Entwicklungsstrategien derzeit durch das für Schulentwicklung zuständige Mitglied in der erweiterten Schulleitung. Dies geschieht in enger Kooperation mit der Schulleitung.


Anmerkungen

  1. Zur Begriffsklärung: Digitalisierung meint den von der Kultusministerkonferenz beschriebenen Prozess, dessen Abschluss mit Digitalität bezeichnet wird. Der gesellschaftliche Umgang damit wird als Kultur der Digitalität genannt. (Vgl. Krommer, Axel/ Wampfler, Philippe: Distanzlernen, didaktische Schieberegler und zeitgemäßes Lernen, in: Klee, Wanda/ Wampfler, Philippe/ Krommer, Axel (Hrsg.): Hybrides Lernen. Zur Theorie und Praxis von Präsenz- und Distanzlernen, Weinheim/Basel 2021, S. 8-16 (8).)
  2. Sekretariat der Kultusministerkonferenz (Hrsg.): Strategie der Kultusministerkonferenz „Bildung in der digitalen Welt“, Beschluss der Kultusministerkonferenz vom 08.12.2016 in der Fassung vom 07.12.2017, Berlin 2017, S. 8.
  3. Macgilchrist, Felicitas: Digitale Bildungsmedien im Diskurs. Wertesysteme, Wirkkraft und alternative Konzepte, in: Aus Politik und Zeitgeschichte, 69 (2019) 27-28, S. 18-23 (22f.).
  4. Für eine deutschsprachige Darstellung des Modells vgl. http://homepages.uni-paderborn.de/wilke/blog/2016/01/06/SAMR-Puentedura-deutsch/
  5. Vgl. Rolff, Hans-Günther: Schulentwicklung auf den Punkt gebracht, Frankfurt/M. 2019, S. 33.